Gabriele Nocker

 

„GABRIELE NOCKER   Kunst zum Neu-Denken  

… Die Objekte gehen miteinander eine spannungsvolle Verbindung ein: Altes, Wertloses wird in einem kreativen Prozess mit keramischer Kunst konfrontiert, wobei sich ein überraschend neues Zusammenspiel ergibt. Für den Betrachter wirken diese Verbindungen mitunter ungewöhnlich. Kann man seinen Augen trauen? Ist das wirklich ein alter Laubbesen oder ein verrostetes Beil? Woher hat der Stier seine Hörner? Das macht einen wesentlichen Reiz dieser Kunstobjekte aus. Man muss seine alten Sehgewohnheiten erweitern, muss genau hinschauen und versteht dann vielleicht erst beim zweiten Blick, dass es hier nicht nur um pure Lust am Experimentieren geht.
… Gabriele Nocker hat sich … auf die Suche nach neuen Ausdrucksformen begeben. Diese hat sie nicht zuletzt in den grenzüberschreitenden Verbindungen der Materialien gefunden. Moderne Stoffe treffen auf archaische Formen – traditionelle Materialien werden in überraschend neuen Kombinationen verwendet. … “
Anke Bächtiger, Kunsthistorikerin in: NEUE KERAMIK 2/07

   
   


Zu meiner Arbeit   -  
In der Entstehung der einzelnen Arbeiten sind für mich mehrere Dinge entscheidend: Klare Formen und bewusste Formgebung, zum Teil Materialkombinationen und, nicht zuletzt, experimentelle keramische Brenntechniken.

Jedes einzelne Objekt  muss sich aussetzen: der Materialität, dem Feuer, der Subjektivität, der historischen Aktualität. In diesem nicht selten polaren, widersprüchlichen Feld entstehen für mich jene Entdeckungen, die nicht nach der Nützlichkeit des Ergebnisses fragen, und so eine Widerstandskraft gegen das Gewöhnliche und Gewohnte aufbieten.

Irgendwann im künstlerischen Prozess kommt es dann zu jenem schwer beschreibbaren Moment, den man vielleicht tatsächlich am besten Werkidee nennt: unter unzähligen Möglichkeiten eine finden, sich für eine entscheiden, sich Aufgaben stellen. Dann gezieltes Arbeiten in eine bestimmte Richtung, kalkuliertes Entwickeln, sich den eigenen Schwächen und den Stärken eines Formbereichs annähern.

   
Teilweise montiere ich bei meinen Objekten Metallteile, gelegentlich auch Holz oder Stein mit ein. Nicht selten handelt es sich dabei um Fundstücke, um „objets trouvés“,  die eine gewisse Funktion haben oder einstmals hatten, von mir aber aus ihrem ursprünglichen Funktionszusammenhang herausgelöst und in ein anderes Bedeutungsgefüge transponiert werden. Manchmal tragen diese Fundstücke noch Spuren ihres früheren Gebrauchs. Handelt es sich um mittlerweile wertlos gewordene Gegenstände, Zeitreste, Relikte einer speziellen Vergangenheit, zumeist achtlos weggeworfen, so wird ihnen durch das Einarbeiten in meine Objekte ein neuer Platz eingeräumt. Sie erhalten einen neuen Wert und eine neue Funktion oder Nicht-Funktion.    
     
       

So gesehen erscheint das Objekt fast wie ein genetisches Prinzip: Kreuzung, Hybrid, Métissage. Meiner Erfahrung nach lassen Materialkombinationen die Eigentümlichkeiten des jeweils anderen Materials deutlicher hervortreten und verstärken diese sogar. Und irgendwie entsteht dadurch eine eigentümliche, rätselhafte Energie.

   

Raku- und Rauchbrand   -   Von entscheidender Wichtigkeit für meine Arbeiten sind diese zwei besonderen keramischen Brennverfahren.
Beide Brenntechniken gewähren einer Ästhetik des Zufalls und der Kontrolllosigkeit bewussten Raum, ein produktiver Kontrast zu den klaren, strengen Formen.
Der Vorgang des Brennens stellt eine Zone der kreativen Offenheit dar: die Objekte dem Feuer preisgeben, der Hitze, der Ungewissheit, dem Risiko. Was nicht heißt, dass nicht auch das Brennen ein genau beobachteter und möglicherweise beeinflusster Prozess ist, der Intuition und Erfahrung gleichermaßen verlangt. Trotzdem bleibt das Ungeahnte und Unwiederholbare das eigentliche Ziel – eine Einzigartigkeit, die sich selbst behaupten muss.

   
      


„Gabriele Nocker ... formt nun im wahrsten Sinne des Wortes „gebrannte Räume“ von einer bestrickenden Einfachheit. Es sind strenge Formen, in denen sie so unterschiedliche Materialien wie Ton, Metall und Acrylglas miteinander zu verbinden weiß, um gleichsam Labyrinthe der Phantasie zu eröffnen.“
Monika Spiller, Kunsthistorikerin